In der Digitalisierung liegt enormes Potenzial
Wenn am 22. Mai 2020 die Schülerinnen und Schüler der HAK und Praxisschule Bad Ischl zuhause vor dem Computer sitzen, haben die Lehrerinnen und Lehrer ausnahmsweise nichts dagegen. „An diesem Tag möchten wir an der BHAK/Praxisschule Bad Ischl einen Home Office Day veranstalten“, erklären die Initiatorinnen Mag. Gudrun Sotz-Hollinger und Mag. Sonja Lenz ihre Idee. „Was bedeutet dies und warum machen wir das?
- Home Office nimmt in der modernen Arbeitswelt zu und wir wollen unseren Schülerinnen und Schülern bereits in der Schule die Möglichkeit geben, diese wertvolle Erfahrung zu machen.
- Der 22. Mai ist ein Zwickeltag. Wir arbeiten an unserer Schule gerade an der Zertifizierung des Umweltzeichens, deshalb ist es uns auch ein Anliegen, Rücksicht auf unsere zahlreichen Internatsschüler und -schülerinnen aus ganz Oberösterreich zu nehmen und ihnen daher diese Möglichkeit des Arbeitens von zu Hause aus zu geben und nebenbei die Umwelt zu schonen.“
Die Schülerinnen und Schüler erhalten am Freitag Früh Arbeitsaufträge per Mail und müssen diese bis 13:00 Uhr wieder an die Schule zurücksenden. Möchte ein Schüler/eine Schülerin nicht am Home Office Day teilnehmen, hat dieser/diese natürlich auch die Möglichkeit, die Arbeitsaufträge unter Aufsicht in der Schule zu erarbeiten. Eine Einverständniserklärung aller Eltern und Erziehungsberechtigten wird natürlich vorab eingeholt.
Die Lehrerinnen und Lehrer stehen per Mail und datenschutzkonformen Online-Apps für Fragen zur Verfügung, können so aber am Vormittag auch an fächerübergreifenden Projekten arbeiten und die Qualität der Schule weiterentwickeln.
Moderne Informations- und Kommunikationstechniken erfassen alle Lebensbereiche. Sie verändern nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das Arbeits- und Privatleben. So wird auch unser Bildungssystem vor große Herausforderungen in Bezug auf Lehr- und Lernutensilien, Lehrpläne, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte und die moderne Schulverwaltung gestellt. In der Schule zeigt sich, dass das Erlernen einzelner Fakten in den Hintergrund rückt und stattdessen große Strukturen und Zusammenhänge erkannt und Kritikfähigkeit und Interpretation erlernt werden müssen. Es geht also nicht um die Frage: „Sollen Internet, Tablets, Handys etc. im Unterricht verwendet werden oder nicht?“, sondern um eine bewusste und reflektierte Nutzung.
Jugendliche surfen täglich im Internet und fast alle haben ein Smartphone. Aus diesem Grund kann sich auch die Schule der digitalen Welt nicht verschließen, es wäre sogar fahrlässig, junge Menschen nicht zu lehren, wie man mit modernen Medien umgeht!
Es braucht aber genaue strategische Vorgaben, wie das Lernen mit digitalen Medien funktioniert. Mag. Martin Hollinger, IT-Lehrer an der HAK und Praxisschule Bad Ischl, achtet darauf, dass die Handys wirklich „SMART“-phones werden. „Durch den Einsatz von OneNote können Handys zu sinnvollen Helfern beim Lernen werden. Schon in unteren HAK-Jahrgängen setzen wir so voll auf Digitalisierung, Medienkompetenz und verantwortungsvollen Umgang mit moderner Technik. Das spart einerseits Papier und bringt andererseits digitale Ordnung in die Unterlagen. Und man wird optimal auf das Berufsleben vorbereitet, wo dieser Wandel ebenfalls gerade stattfindet“, ist er überzeugt.
Im Deutschunterricht bietet die App Nearpod eine Möglichkeit, den Schülerinnen und Schülern den Lehrstoff auf einem Weg näherzubringen, der ihnen entgegenkommt und ihre Aufmerksamkeit und so auch ihr Interesse weckt. „Die Rückmeldungen sind durchwegs positiv und sie wünschen sich auch einen erneuten Einsatz im Unterricht.“, erklärt Mag. Eva Kirchengast, Deutschlehrerin an der Handelsakademie und Praxisschule Bad Ischl. Anzuwenden ist Nearpod recht einfach. Man kann ein Thema (z. B. Literaturbetrieb, eine Literaturepoche, aber auch grammatikalische bzw. orthographische Themen) mithilfe einer PowerPoint-Präsentation aufbereiten. Die Präsentation wird auf Nearpod hochgeladen und man kann diese dann mit Aktivitäten erweitern, Videos einspielen, Quizspiele und Lückentexte erstellen. So kann während der Präsentation bereits Gesagtes (spielerisch) überprüft werden, da die Lehrperson auch die teilnehmenden Schüler mit Namen einsehen kann.
Auch in verschiedenen wirtschaftlichen Fächern und im Fach Persönlichkeitsbildung lernen die Jugendlichen app-basierte Programme wie Nearpod und Kahoot kennen und anzuwenden, um Präsentationen und kurze Inputreden professionell zu unterstützen und die Zuhörer interaktiv im Vortrag einzubauen. „Programme wie MySimpleShow machen es einfach, kurze Erklärvideos selbst zu gestalten, um so Theorie methodisch ansprechend zu vermitteln. Sowohl Firmenpräsentationen als auch die Weitergabe einfacher Theorie werden durch diese ansprechende Variante, Themen bildnerisch darzustellen, humorvoll belebt“ schildert Mag. Martina Satzinger-Zöhrer als innovative kaufmännische Lehrkraft. Das Angebot der Microsoft-Office365-Familie wie Outlook, Forms, Teams, OneNote oder OneDrive wird innerhalb der fünf Ausbildungsjahre in allen Fächern genützt, um Hausübungen zu senden, Marktforschungsumfragen durchzuführen oder Dateien seitens der Lehrkraft oder auch unter Mitschülern zur Verfügung zu stellen.
Die Übungsfirma, das Herzstück der kaufmännischen Schulen, wird vorwiegend papierlos und digital geführt. Mag. Sabrina Hanser beschreibt die Nutzung der modernen Medien sehr anschaulich: „Wir arbeiten in der Übungsfirma hauptsächlich mit Office365 und drucken wirklich nur noch das Notwendigste aus. Die Tools von Office365 kombinieren wir gleichzeitig mit Handy-Apps (z. B. Office Lens). Unsere klassische Software in der Übungsfirma ist vor allem im Buchhaltungsbereich BMD NTCS, welches auch in der Praxis verwendet wird. Weiters arbeiten wir mit helloCash (einer Registrierkassa) und ganz aktuell auch mit ELDA. In diesen Bereichen sind wir so praxisnah, wie wir es nur sein können.
In anderen Unterrichtsgegenständen arbeite ich vor allem mit Open Source Programmen. Vorteil dabei ist, dass diese Programme ja kostenlos nutzbar sind, laufend verschiedene Tools verwendet und ausprobiert werden können.“
Parallel dazu finden immer wieder Workshops statt, die den kritischen Umgang mit dem Internet thematisieren und Gefahren aufzeigen.
IT-fit halten sich die Lehrkräfte durch Seminare und regelmäßig stattfindende schulinterne Fortbildungen, die Ausstattung der Klassen und der Computerräume befindet sich am neuesten Stand.
„Die Nutzung digitaler Tools selbständig und ohne direkte Interaktion zu üben ist am Home Office Day eine optimale Gelegenheit“, freut sich die Direktorin Susanne Mayr über diese innovative Art der Umsetzung. „Außerdem bewirbt sich heuer unter der Leitung von Dr. Sabine Elser das Umweltteam, Projektleiter Simon Eisl und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Margarethe Mayer, Dejan Mitrovic, Magdalena Köchl, um das „Umweltzeichen“ des Ministeriums und der Home-Office-Day passt perfekt zum vorgeschriebenen umfangreichen Kriterienkatalog.“