Meine Großmutter – Schüler befragen Zeitzeugen

Zeitzeugin: Meine Großmutter

Meine Großmutter ist im August 1939 in Berlin geboren und musste als junges Mädchen mit ihrer Mutter und ihren Schwestern im Zweiten Weltkrieg fliehen.

Die zitierte Sicht meiner Großmutter:
Nachdem wir von Dänemark nach Lübeck geflohen waren, nahm meine Mutter wieder Kontakt mit ihrem Bruder auf, der mit seiner Familie glücklicherweise in Berlin überlebt hatte. Zwischen 1952 und 1954 gingen wir nach Berlin zurück. Auf den Straßen sah man Trümmerfrauen, das waren Frauen, welche Steine aus den zertrümmerten Gebäuden klopfen mussten, damit sie die Häuser wieder aufbauen konnten. Kurz nachdem wir nach Berlin zurückkehrten, ging ich mit meinen Schwestern wieder in die Schule.
Dadurch, dass wir Berliner waren, durften wir durch die DDR reisen.
Wir hatten Verwandte in der DDR, diese durften nicht über die Grenze. Wir konnten uns nur per Briefverkehr verständigen. Da dort der Lebensstandard dementsprechend schlecht war, mussten wir meinen Cousinen ab und zu Lebensmittel schicken, da ihre Familie nach einiger Zeit verarmte. Nach der Zeit entstand eine Transitstelle in Berlin Richtung Lübeck. Dort durfte man mit seinem Auto diese Straße verwenden, man durfte jedoch nur tanken und es wurde die Zeit gestoppt, wie lange man sich auf der Straße aufhielt. Man durfte nicht von der Straße abkommen und man wurde mindestens drei bis vier Mal von Soldaten angehalten und befragt, warum man sich auf dieser Straße befinde und ob man bloß niemanden besuche. Die Bewohner der DDR wurden sofort ins Gefängnis gesteckt, wenn man beim Grenzübergang erwischt wurde und Gewalt war dort alltäglich.
Ostdeutschland konnte man nicht mit Westdeutschland vergleichen. Die Menschen konnten keine freie Meinung äußern. Ganz Westdeutschland hat sofort angefangen zu arbeiten, genauso die Flüchtlinge haben im Ruhegebiet in Bergwerken und in der Landwirtschaft gearbeitet. Alle wollten arbeiten, um dem Leben eine neue Chance zu geben.
Als ich 17 Jahre alt war, wurde die Berliner Mauer gebaut. Es war schrecklich. Die Menschen waren verzweifelt, doch keiner konnte etwas dagegen machen.
Gleichzeitig hat Ostdeutschland einen Zaun neben der Mauer gebaut. Panzer und Soldaten, die mit Suchhunden unterwegs waren, bewachten die Zäune. Hätte man den Zaun überquert, wäre man erschossen worden. Ich erinnere mich an unseren Umzug aus Berlin. Neben unserem neuen Haus gab es einen See. Wenn wir im Sommer baden gingen, wurden wir von Soldaten auf Wachtürmen auf der anderen Seeseite beobachtet. Im Winter, wenn der See zugefroren war, fuhren wir mit Schlittschuhen näher am Zaun entlang, hätte man uns entdeckt, wären wir angeschossen worden. Das war dort vollkommen normal. Sie haben als Drohung in die Luft geschossen und die Hunde losgelassen, wenn wir uns genähert haben und entdeckt wurden. Wir waren nicht lebensmüde, jedoch wollten wir wissen, was hinter der anderen Seite des Zaunes passiert.

HeastNed