Das Interview mit Herrn Professor Mag. Zöhrer führten David Wührer und Silas Schweiger (1 bk)
Wollten Sie schon immer Lehrer werden?
Ja, eigentlich schon. Ursprünglich wollte ich Polizist werden, aber ich habe dann schon in der Gymnasialzeit angefangen, Nachhilfe speziell in Mathematik zu geben und so hat sich dann das eigentlich schon in meinen letzten Schuljahren abgezeichnet, dass ich auf jeden Fall Mathematik-Lehrer werde.
Wie war ihr beruflich Werdegang?
Ich glaube, ganz normal, dass man halt das Studium macht, ich hab dann mein erstes Jahr in Wien noch gearbeitet. Das war sicher sehr lehrreich und hilfreich, weil in Wien die Schüler ein bisschen anders sind als bei uns. Dann seit 1996 bin ich zuerst im Gymnasium und dann in der HAK Bad Ischl gelandet und bin auch seit 2002 Administrator in der HAK und in der Praxisschule.
Finden Sie ihren Job vielseitig?
Ja, auf jeden Fall, ich glaube allein die Arbeit mit den Kindern ist sehr vielseitig. Jede Klasse, jeder Schüler bringt seine eigene Persönlichkeit mit, keine Klasse ist vergleichbar und es ändert sich sehr viel, speziell jetzt in der Mathematik mit der Zentralmatura, mit den vielen neuen Kompetenzen und den neuen Lernplänen.
Wieviel Stunden arbeiten Sie in der Woche? Gibt es Fixstunden oder ist das fallabhängig?
Ich unterscheide immer meine Arbeit als Lehrer und als Administrator. Im Schnitt habe ich 14/15 Stunden Unterricht in den Klassen. Heuer nehme ich mir jedoch speziell in den ersten Klassen viel mehr Hausübungshefte mit nach Hause. Da sitze ich dann noch in der Nacht. Und als Administrator gibt es manchmal Zeiten, da habe ich richtig viel zu tun. Also zum Beispiel in den ersten zwei Schulwochen rund um Schulschluss und rund um die Matura ist so eine 70/80 Stunden-Woche gar nicht unüblich. In der ersten Schulwoche sind es sogar meistens 80 bis 100 Stunden.
Wie viele Stunden in der Woche sind Sie „Individueller Lernbegleiter“? Gibt es Fixstunden?
Nein, weil diese individuelle Lernbegleitung erst laufen soll, wenn ein Schüler merkt, dass er in irgendeinem Fach negativ wird. Man kann zwar schon vor einer Frühwarnung kommen, aber die meisten kommen erst dann, wenn es brennt. So im November, Dezember kommen die meisten. Wir haben es uns so aufgeteilt, dass jeder ILB maximal drei bis fünf Schüler hat. Es ist für mich immer sehr stressig, da ich Wochen habe mit vier, fünf Stunden ILB und die Schüler sagen nicht: „Ich komme dann um fünf, wenn Sie Zeit haben“, sondern wollen nach dem Unterricht oder gleich nach dem Fußballtraining lernen. Wenn es zwei oder drei Stunden sind, geht´s ja noch, aber sonst wird es schon sehr stressig.
Arbeiten Sie gleich viel wie andere Lehrer, die keine Administratoren sind?
Nein, also jede Klasse ist sozusagen eine halbe Stunde wert, also für die 16 Klassen sind es 8 Stunden, die eingerechnet werden als Administrator. Ich glaube, ich arbeite viel mehr als die anderen Lehrer, bin jedoch weniger Stunden in den Klasse. Ich arbeite sicher am meisten in diesem Haus, ohne dass ich jetzt vermessen sein möchte. Aber das hat auch was damit zu tun, dass ich nicht nur die Schule, sondern auch den Fußballzweig leite und das ist auch sehr viel Zeit, die da draufgeht.
Wie erstellen Sie den Stundenplan: per Hand oder mit dem Computer? Arbeiten Sie mehr am Computer oder per Hand?
Es passiert das meiste in der Zwischenzeit mit dem Computer. Man muss im Vorfeld schon viel abchecken, speziell Turnsaal und Trainerzeiten. Oder wann welche Lehrkräfte Zeit haben, die ja nicht nur an unserer Schule unterrichten. Zum Beispiel Frau Krebs, die auch im Gymnasium unterrichtet. Wir haben auch Lehrkräfte, die in Hallstatt, Vöcklabruck oder Gmunden mitverwendet werden, das muss man alles im Vorfeld abchecken und dann machen wir erst einen groben Plan, Turnen und Fußball und dann die großen EDV-Blöcke, also Übungsfirmen, Doppelstunden, Ausbildungsschwerpunkte, wo drei oder vier Leute zusammenhängen und der Computer rechnet dann die letzten 80%.
Was tun Sie gegen Stress und wie gehen Sie damit um?
Wenn ich mit der Arbeit fertig bin, schaue ich, dass ich ein paar Stunden nichts tue, wenn ich nach Hause komme. Natürlich der Klassiker, dass ich auch Sport mache, Laufen, früher auch viel Fußballspielen, aber mir hilft der Schlaf am besten.
Sehen Sie Missstände im österreichischen Schulsystem und was könnten wir dagegen tun?
Ja, ich finde das Problem ist dieser politische Wille, dass wir eine Matura und Akademikerquote erreichen müssen. Das bedeutet, es gibt auch den politischen Druck auf die Schulen. Es sollen weniger Schüler durchfallen, es müssen alle durchkommen, es muss fast jeder die Matura schaffen, es soll jeder studieren können usw. Es sind weniger Kinder da als früher, aber es sollen mehr die Matura schaffen. Die Kinder sind ja früher nicht dümmer gewesen, sondern es musste nicht jeder zur Maturareife kommen.
Wir danken Ihnen sehr herzlich für das Interview!